Rumänien: Teamanalyse für die EM 2016

Flagge RumänienNach acht Jahren ohne Teilnahme an einem großen Turnier meldet sich Rumänien im Sommer 2016 bei der Europameisterschaft in Frankreich auf höchster internationaler Bühne zurück. Vom Glanz alter Tage ist allerdings nicht viel übrig geblieben. So hielt sich die Freude über die erfolgreiche Qualifikation für die EURO 2016 als Tabellenzweiter hinter Nordirland, aber noch vor Ungarn, Finnland, Griechenland und den Färöer-Inseln in Grenzen. Vielmehr wurde von Teilen der Öffentlichkeit wegen sehr durchwachsener Leistungen die Trennung von Trainer Anghel Iordanescu gefordert, der aber von Verbandschef Razvan Burleanu postwendend eine Job-Garantie bis zum Ende der Europameisterschaft erhielt.

Informationen – Rumänische Nationalmannschaft

Größte Erfolge: WM-Viertelfinale 1994, EM Viertelfinale 2000
Rekordtorschütze: Gheorghe Hagi, Adrian Mutu (je 35 Tore)
Rekordspieler: Dorinel Munteanu (134 Spiele)
Teuerster Spieler: Vlad Chiriches (5,5 Mio. €)
Spitzname: Tricolorii (Die Dreifarbigen)
FIFA Weltrangliste: 22.Platz
Höchster Sieg: Rumänien – Finnland 9:0 (1973)
Höchste Niederlage: Ungarn – Rumänien 9:0 0:12 (1948)
EM Teilnahmen: 84, 96, 00, 08, 16 (5)

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Rumänischer Kader für die EM 2016

Tor: Silviu Lung (Astra Giurgiu), Costel Pantilimon (FC Watford), Ciprian Tatarusanu (ACF Fiorentina)

Abwehr: Vlad Chiriches (SSC Napoli), Valerica Gaman (Astra Giurgiu), Dragos Grigore (Al-Sailiya), Alexandru Matel (Dinamo Zagreb), Cosmin Moti (Ludogoretz), Razvan Rat (Rayo Vallecano), Cristian Sapunaru (Pandurii Targu Jiu)

Mittelfeld: Alexandru Chipciu (Steaua Bukarest), Steliano Filip (Dinamo Bukarest), Ovidiu Hoban (Hapoel Beer Sheva), Mihai Pintilii (Steaua Bukarest), Andrei Prepelita (Ludogoretz), Lucian Sanmartean (al-Ittihad), Nicolae Stanciu (Steaua Bucuresti), Gabriel Torje (Osmanlispor)

Angriff: Denis Alibec (Astra Giurgiu), Florin Andone (Cordoba), Claudiu Keșerü (Ludogoretz), Adrian Popa (Steaua Bukarest), Bogdan Stancu (Genclerbirligi)

Rumänische Fußball Nationalmannschaft
Wikimedia, Clément Bucco-Lechat (CC BY-SA 3.0)

Iordanescu trainiert Rumänien seit Oktober 2014 bereits zum dritten Mal und war außer von 2002 bis 2004 auch für das große Team um Gheorghe Hagi in den 90er-Jahren verantwortlich. Zwischen 1990 und 2000 verpasste Rumänien nur die Qualifikation für die EM 1992 und war ansonsten bei allen Turnieren dabei – erfolgreich. Bei den Weltmeisterschaften 1990, 1994 und 1998 überstand Rumänien stets die Gruppenphase und drang auch bei der EM 2000 ins Viertelfinale vor. Bei der einzigen Turnierteilnahme seitdem, der Europameisterschaft 2008, war Zeit der Goldenen Generation dann längst abgelaufen und Rumänien musste nach der Vorrunde die Heimreise antreten.

Aktuell steht Rumänien in der Weltrangliste der FIFA zwar in den Top 20, doch bei der EM in Frankreich kann es für das nur mit wenigen echten Klassespielern gespickte Team nur darum gehen, ins Achtelfinale vorzudringen. Diese Aufgabe dürfte schwer genug werden, denn der Trend der letzten Monate war nicht gerade positiv. Nach gutem Start in die EM-Qualifikation mit vier Siegen und einem Remis reichte es viermal nacheinander nur zu Unentschieden, ehe zum Abschluss gegen die Färöer Sieg Nummer fünf gelang. Nur elf erzielte Tor in zehn Spielen machen die Enttäuschung in der Öffentlichkeit insgesamt durchaus nachvollziehbar.

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Der EM Teamkader Rumäniens in der Analyse

Tor

Die ganz große Klasse wie einst mit Gheorghe Hagi, Gheorgie Popescu oder Dan Petrescu besitzt die rumänische Auswahl anno 2016 nicht, doch individuelle Qualität ist vereinzelt durchaus vorhanden. Im Tor etwa stehen mit Ciprian Tatarusanu (AC Florenz) und Costel Pantilimon (AFC Sunderland) zwei Keeper zur Auswahl, die seit längerem in großen Ligen aktiv sind, mit klaren Vorteilen für Tatarusanu. Als Nummer drei wird wohl Silviu Lung (Astria Giurgiu) dem Kader angehören.

Abwehr

Razvan Rat
Wikimedia, Clément Bucco-Lechat (CC BY-SA 3.0)

Die Innenverteidigung ist mit Vlad Chiriches (SSC Neapel) und Dragos Grigore (Al-Sailiya Sport Club) gesetzt, wobei Chiriches zu den Spielern mit gehobener Qualität gehört und Grigore vor der Herausforderung steht, sich bei der EM im Vergleich zum Alltag auf richtig starke Gegenspieler einstellen zu müssen. Cosmin Moti (Ludogoretz Rasgrad) kam zwar in der Qualifikation nicht zum Zug, gilt aber dennoch als erste Alternative im Abwehrzentrum, für das auch Valerica Gaman (Astra Giurgiu) nominiert wurde. Auf der linken Abwehrseite ist Kapitän Razvan Rat (Rayo Vallecano) trotz seiner mittlerweile 34 Jahre weiterhin eine feste Größe, wobei mit dem 13 Jahre jüngeren Steliano Filip (Dinamo Bukarest) der Nachfolger schon in den Startlöchern steht. Auf der rechten Seite der Viererkette konkurrieren Cristian Sapunaru (Pandurii Targu Jiu) und Alexandru Matel (Dinamo Zagreb).

>>>Der gesamte EM Spielplan 2016<<<

Mittelfeld

Taktisch agiert Rumänien in der Regel im 4-2-3-1 mit einer Doppelsechs, auf der Mihai Pintilii (Hapoel Tel Aviv) meist den defensiven Part spielt. Der ebenfalls in Israel aktive Ovidiu Hoban (Hapoel Beer Sheva) ist meist der zweite, ebenfalls defensiv ausgerichtete Sechser. Eine etwas offensivere Variante stellt Lucian Sanmartean (Al-Ittihad Dschidda) dar, der mit seinen 36 Jahren allerdings kaum mehr für die erste Elf eingeplant ist. Ebenfalls eine Option für die Doppelsechs ist Andrei Prepelita (Ludogoretz Rasgrad).

In der offensiven Dreierreihe verfügt Coach Iordanescu dann über einige exzellente Techniker, die überwiegend flexibel eingesetzt werden können, allerdings allesamt auch keine Torjäger sind. Nicolae Stanciu (Steaua Bukarest) ist Anwärter für die Zehner-Position, wobei dort aber auch schon der nominelle Angreifer Bogdan Stancu (Genclerbirligi Ankara) als verkappte zweite Spitze zum Einsatz gekommen ist. Auf den offensiven Außenbahnen muss Gabriel Torje (Osmanlispor) endlich den Beweis erbringen, den Sprung vom Talent zum Leistungsträger geschafft zu haben. Die Konkurrenz ist mit Adrian Popa und Alexandru Chipciu (beide Steaua Bukarest) aber groß.

Angriff

Für den Platz im Angriff ist Stancu grundsätzlich der erste Anwärter, aber Claudiu Keserü (Ludogoretz Rasgrad) meldet ebenfalls Ansprüche an und könnte auch vor Stancu spielen. Florin Andone könnte den rumänischen Angriff komplettieren, wobei auch die Nominierung eines vierten Angreifers wie Denis Alibec (Astra Giurgiu) möglich scheint.

Players To Watch im Team von Rumänien

Im sehr routinierten rumänischen Kader sticht vor allem der 23-jährige Nicolae Stanciu hervor. Der offensive Mittelfeldspieler gilt als große Zukunftshoffnung und hat dank einer starken Saison für seinen Verein Steaua Bukarest den Sprung in den EM-Kader geschafft. Zudem ist Stanciu nicht nur im Zentrum sondern auch links und rechts auf den Flügeln einsetzbar und daher umso wertvoller. Erst im März gab der Spielmacher sein Debüt im rumänischen Trikot, nachdem er für Steaua in 38 Spielen 14 Tore erzielte und elf weitere vorbereitet. Mit einer guten Endrunde kann der nur 1,70 Meter große Stanciu seinen Marktwert weiter steigern. Interessenten werden aber einiges locker machen müssen, denn sein Vertrag läuft noch bis 2021.

Chancen von Rumänien bei der EURO 2016

Der größte Trumpf Rumäniens war während der EM-Qualifikation, in der nur zwei Gegentore kassiert wurden, fraglos die Defensive und eine insgesamt gute Organisation der Mannschaft. Um in Frankreich über die Vorrunde hinauskommen zu können, ist eine kompakte Spielweise oberste Voraussetzung, doch gleichzeitig ist es nötig, dass Coach Iordanescu mit seinem Team offensiv eine Strategie entwickelt, die in den vergangenen Monaten fehlte. Gelingt dies nicht, ist spätestens im Achtelfinale Schluss. Steht die Defensive kompakt und findet sich neben einem Offensivkonzept auch noch ein Torjäger, scheint dank der Defensivstärke bei glücklicher Auslosung auch die Runde der letzten Acht – sprich das EM Viertelfinale 2016 möglich.

Alle teilnehmenden Teams der EM im Blick.