EM 2004 in Portugal

Gastgeber: Portugal
Teilnehmerzahl: 16
Gewinner: Griechenland
Finalist: Portugal
Torschützenkönig: Milan Baros (5 Tore)

Zwölf Jahre nach dem überraschenden Triumph Dänemarks bei der EM 1992 in Schweden sorgte die Nationalelf Griechenlands für die bis heute größte Sensation in der Geschichte der Europameisterschaft und fraglos für eine der bemerkenswertesten Überraschungen in der allgemeinen Fußball-Historie.

Als heißer Kandidat für ein Vorrunden-Aus gestartet, ließen die Hellenen bei der EM 2004 in Portugal nach und nach jeden Gegner an der von Trainer Otto Rehhagel geformten Betonabwehr verzweifeln und trafen auf der Gegenseite vorwiegend nach Standardsituationen selbst immer, sodass am Ende Kapitän Theodoros Zagorakis am 4. Juli 2004 den Pokal in den Nachthimmel von Lissabon stemmen durfte.

EM 2004 in Portugal: Landkarte der Teilnehmer
Wikimedia, Parutakupiu (gemeinfrei)

Das gesamte Turnier konnte derweil vermutlich auch wegen des nicht sonderlich spektakulären Fußballs Griechenlands nicht an die Attraktivität der vorherigen Europameisterschaften 1996 in England sowie vor allem 2000 in Belgien & Niederlanden anknüpfen.

Griechenland startet mit Paukenschlag in die Europameisterschaft 2004

Die EM 2004 begann gleich mit einem Paukenschlag. Gastgeber Portugal traf auf Außenseiter Griechenland und alles schien bereitet für einen Auftaktsieg der Mannschaft von Trainer Luiz Felipe Scolari, die sich am Ende aber den Hellenen völlig unerwartet mit 1:2 geschlagen geben musste. Der Anschlusstreffer des 19-jährigen Cristiano Ronaldo, der erst zur Pause eingewechselt worden war, kam in der Nachspielzeit zu spät.

Portugal stand in der Folge schon mächtig unter Druck, kam dank Siegen über Russland (2:0) und Spanien (1:0) aber sogar noch zum Gruppensieg. Zweiter wurden die Griechen, die Spanien ein 1:1 abtrotzten und gegen Russland mit 1:2 ihre einzige Turnierniederlage wegstecken mussten, aber letztlich aufgrund der mehr erzielten Tore gegenüber Spanien ins Viertelfinale einzogen. Russland, das Spanien 0:1 unterlegen war, bildete das Gruppenschlusslicht.

In Gruppe B setzten sich mit Frankreich und England die beiden Favoriten klar durch. Nachdem Zinedine Zidane Frankreich mit zwei Toren in der Nachspielzeit einen 2:1-Auftaktsieg gegen England beschert hatte, genügten der Equipe Tricolore ein 2:2 gegen Kroatien und ein 3:1 gegen die Schweiz zu Platz eins. England hielt sich gegen die Schweiz mit 3:0 und gegen Kroatien mit 4:2 komplett schadlos. Das torlose Remis zwischen Kroatien und der Schweiz war am Ende nicht mehr von Bedeutung.

Zu einem bemerkenswerten Finale kam es in Gruppe C. Vor dem letzten Spieltag war klar, dass sich sowohl Schweden als auch Dänemark mit einem 2:2 für das Viertelfinale qualifizieren würden. Und letztlich kam es durch den schwedischen Ausgleich kurz vor Schluss exakt zu diesem Ergebnis, das für das punktgleiche Italien wegen der Tore im direkten Vergleich mit den beiden Skandinaviern das Aus bedeutete.

Zuvor war Italien gegen Dänemark (0:0) und Schweden (1:1) nicht über Unentschieden hinausgekommen. Gegen das Gruppenschlusslicht Bulgarien, das mit null Punkten und 1:9-Toren die Heimreise antreten musste, hielten sich alle drei Favoriten schadlos.

Schon vor dem Turnier galt die Gruppe D als Hammergruppe, in der letztlich Deutschland als amtierender Vize-Weltmeister scheiterte. Platz eins ging an Tschechien, dass gegen Lettland (2:1), die Niederlande (3:2) und Deutschland (2:1) alle drei Partien gewann.

Nach dem Auftakt-1:1 gegen die Niederlande wurde Deutschland letztlich vor allem das 0:0 gegen Lettland zum Verhängnis. Die Niederlande hatte mit dem erstmals bei einer Endrunde vertretenen baltischen Land zwar auch ihre Mühe, gewann am Ende aber dennoch klar mit 3:0.

England scheitert im Viertelfinale erneut im Elfmeterschießen

Gleich im ersten Viertelfinale war wieder Gastgeber Portugal an der Reihe. Und die Scolari-Elf konnte abermals nicht restlos überzeugen. Nach frühem Rückstand durch Michael Owen sicherte Helder Postiga Portugal gegen England zumindest die Verlängerung, in der die Three Lions die portugiesische Führung durch Rui Costa in Person von Frank Lampard noch zum 2:2 ausgleichen konnten.

Im anschließenden Elfmeterschießen avancierten die Engländer David Beckham und Darius Vassell zu den tragischen Figuren. Wieder einmal war das Mutterland des Fußballs vom Punkt gescheitert.

Im zweiten Viertelfinale knüpfte Griechenland an das Auftaktspiel gegen Portugal an und eliminierte mit Frankreich einen der großen Favoriten. Während Zidane und Co. gegen die Abwehr der Hellenen kein Durchkommen fanden, traf auf der Gegenseite Angelos Charisteas per Kopf zum goldenen 1:0.

Viertelfinale Nummer drei zwischen der Niederlande und Schweden stand auch nach 120 Minuten noch torlos, sodass auch in dieser Partie das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen musste. Weil Zlatan Ibrahimovic und Olof Mellberg Nerven zeigten, zog die Niederlande letztlich etwas glücklich ins Halbfinale ein.

Den letzten Platz unter den letzten Vier sicherte sich Tschechien mit einem souveränen 3:0 über Dänemark. Zweifacher Torschütze war Milan Baros, der sich am Ende mit fünf Treffer auch die Torjägerkanone holte. Mit diesem Erfolg wurde die goldene Generation Tschechiens um Pavel Nedved, Jan Koller und Tomas Rosicky endgültig zum Favoriten.

Griechenland und Portugal überstehen das Halbfinale der EM 2004

Im ersten Halbfinale zeigte die bislang noch nicht vollends überzeugende Auswahl Portugals ihre wohl beste Turnierleistung. Cristiano Ronaldo und Maniche schossen die Gastgeber gegen die Niederlande mit 2:0 in Führung und brachten anschließend einen 2:1-Erfolg über die Bühne, nachdem Jorge Andrade ein unglückliches Eigentor unterlaufen war.

Den Weg zum Titel setzte Griechenland derweil auch in der Vorschlussrunde fort. 90 Minuten lang hielt das griechische Bollwerk auch gegen die offensivstarken Tschechen dicht, sodass die Verlängerung die Entscheidung bringen sollte. Kurz vor dem Ende der ersten Hälfte der Verlängerung war es Abwehrchef Traianos Dellas – von Coach Rehagel aufgrund seiner stattlichen Körpergröße “Koloss von Rhodos“ genannt – dem die griechische Führung gelang. Wegen der damals gültigen Silver-Goal-Regelung war die Verlängerung nach den ersten 15 Minuten beendet und Griechenland stand im Finale.

Angelos Charisteas wird zum griechischen Final-Helden

Um nicht erneut wie im Auftaktspiel früh in Rückstand zu geraten, begann Portugal beim zweiten Aufeinandertreffen mit unverändert defensiv zu Werke gehenden Griechen etwas vorsichtiger. Erst nach und nach erhöhten die Gastgeber den Druck und kamen zu Chancen, die allerdings allesamt ungenutzt blieben.

Griechenland erwies sich dagegen einmal mehr als Meister der Effektivität und erzielte in der 57. Minute – natürlich per Kopf nach einer Ecke – mit dem einzigen Torschuss der gesamten Partie durch Angelos Charisteas das 1:0. Portugal versuchte in der Folge noch einmal alles, biss sich aber an der griechischen Defensive die Zähne aus.

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