EM 2016 in Frankreich

Gastgeber: Frankreich
Teilnehmerzahl: 24
Gewinner: Portugal
Finalist: Frankreich
Torschützenkönig: Antoine Griezmann (6 Tore)

Die Europameisterschaft 2016 wird vor allem als Endrunde der Neuerungen und Überraschungen in die Geschichtsbücher eingehen. Erstmals nahen 24 Mannschaften an einer Fußball EM teil, sogar die Gruppendritten konnten aufsteigen und es wurde zum ersten Mal ein Achtelfinale ausgetragen. Zu den Überraschungen zählte der Titelgewinn Portugals aber auch das Abschneiden von Underdogs wie Island und Wales, die bis in Viertel- bzw. Halbfinale vorstießen.

Eröffnungsfeier der EM 2016
Eröffnungsfeier bei der EM 2016 (Wikipedia: H4stings, CC BY-SA 4.0)

Die Gruppenphase der EM 2016

Die meisten Spiele fanden in der Gruppenphase statt. Die ersten zwei Mannschaften jeder Gruppe waren fix für die Finalphase qualifiziert, auch die vier besten Gruppendritten standen im Achtelfinale. In den meisten Pools setzten sich die EM Favoriten durch.

In Gruppe A schnappten sich Frankreich und die Schweiz ohne Niederlage die ersten beiden Plätzen, wobei das entscheidende Spiel um den Gruppensieg torlos blieb. Albanien landete mit drei Punkten auf dem dritten Platz, Rumänien wurde mit einem Punkt Letzter.

Gruppe B hatte einige Überraschungen parat. Wales holte sich mit zwei Siegen über die Slowakei und Russland den ersten Platz, Zweiter wurde England, das nur gegen Wales gewann und in den übrigen Spielen remisierte. Die Slowakei schaffte als einer der besten Gruppendritten mit vier Punkten den Sprung ins Achtelfinale, Russland – immerhin Veranstalter der nächsten Weltmeisterschaft – schied mit nur einem Punkt aus.

Deutschland hatte in Gruppe C alles unter Kontrolle und holte sich mit sieben Punkten den Sieg. Polen, das ebenfalls sieben Zähler sammelte und gegen die DFB-Elf 0:0 spielte, landete aufgrund der schlechteren Tordifferenz auf dem zweiten Platz. Der dritte Rang ging überraschend an Nordirland, das dank des Sieges über die Ukraine in die K.o.-Phase einzog. Die Ukrainer beendeten die Europameisterschaft ohne Tor und Punkt.

In Gruppe D holte sich Kroatien überraschend den ersten Platz. Die Kroaten gewannen das entscheidende Spiel gegen Spanien mit 2:1 und fügten den Spaniern dabei die erste EM-Niederlage seit 2004 zu. Die Türkei kassierte in den ersten beiden Spielen zwei Niederlagen, konnte aber immerhin das letzte Spiel gegen die bis dahin sieglosen Tschechen gewinnen. Dennoch schieden beide Teams aus.

EM Gruppe E schnappte sich Italien. Die Azzurri waren schon nach zwei Spielen und Siegen gegen Belgien und Schweden fix in der Vorrunde. Im letzten Spiel gegen Irland schonte Antonio Conte fast die gesamte Mannschaft und kassierte ein 0:1. Belgien gewann sowohl gegen Irland als auch gegen Schweden und wurde Zweiter. Die Iren schafften mit vier Punkten ebenfalls den Aufstieg. Schweden schied mit einem Punkt aus.

In Gruppe F gab es die größte Überraschung. Ungarn gewann zum Auftakt gegen Österreich, spielte dann gegen Island und Portugal remis und holte sich den Gruppensieg. Auf Platz zwei landeten die Isländer, die gegen Portugal und Ungarn punkteten und am letzten Spieltag Österreich mit 2:1 besiegten. Portugal schaffte mit drei Unentschieden den Sprung unter die Top 16, Österreich schied überraschend aus.

EM Achtelfinale mit Überraschungen

Im Achtelfinale, das 2016 bei einer EM erstmals ausgetragen wurde, gab es weitere Überraschungen. Allen voran den Sensationssieg der Isländer über Mit-Favorit England. Die Wikinger gerieten zwar schon nach wenigen Minuten in Rückstand, konnten die Partie aber innerhalb von 15 Minuten drehen und den Vorsprung dann bis zum Ende verteidigen. Auch Italien überraschte und kickte Titelverteidiger Spanien dank starker Leistung aus dem Bewerb. Die in der Gruppenphase so überzeugenden Kroaten mussten im Achtelfinale ebenfalls die Segel streichen und scheiterten am späteren Sieger Portugal nach 120 Minuten.

Frankreich (2:1 gegen Irland), Deutschland (3:0 gegen Slowakei) und Belgien (4:0 gegen Ungarn) gaben sich keine Blöße. Polen setzte sich knapp aber doch im Elfmeterschießen gegen die Schweiz durch, Wales mühte sich gegen Nordirland zu einem 1:0.

EM Viertelfinale 2016 im Rückblick

Den Auftakt im Reigen der Viertelfinale-Spiele machte das Duell zwischen Polen und Portugal. Polen ging in Führung, Portugal glich aber noch vor der Pause aus. In weiterer Folge blieben gefährliche Aktionen Mangelware, die Partie ging in die Verlängerung und musste letztlich im Elfmeterschießen entschieden werden. Dort versagten Jakub Blaszczykowski die Nerven, während alle Portugiesen trafen.

Das zweite Viertelfinale wurde überraschend zu einer klaren Angelegenheit für Wales, das gegen Belgien zwar in Rückstand geriet, danach aber tollen Fußball zeigte und die Partie sogar noch drehte. Letztlich holte Bale und Co. einen ungefährdeten 3:1-Sieg und feierten den größten Erfolg der walisischen Fußballgeschichte.

Im dritten Viertelfinale traf Deutschland auf Angstgegner Italien und konnte den Fluch besiegen. Erstmals konnte die DFB-Auswahl ein Pflichtspiel gegen die Italiener gewinnen. Doch dafür brauchte es 120 Minuten und 18 Elfmeter. Deutschland ging durch Mesut Özil Mitte der zweiten Hälfte in Führung, musste aber durch einen von Leonardo Bonucci verwandelten Elfmeter den Ausgleich hinnehmen. Im Elfmeterschießen scheiterten dann etliche Stars – darunter Thomas Müller, Mesut Özil, Graziano Pelle oder Simone Zaza. Erst der 18. Elfmeter, den Jonas Hector verwandelte, brachte die Entscheidung.

Das letzte Viertelfinale wurde zur klaren Angelegenheit. Frankreich besiegte Island mit 5:2 und sicherte sich ohne Probleme den Einzug ins Halbfinale. Bereits zur Pause lagen Les Bleus 4:0 voran. Die Isländer gaben sich aber nicht auf und wurden mit zwei Toren für ihren Einsatz belohnt.

EM Halbfinale – Favoriten gewinnen

Das erste EM 2016 Halbfinale zwischen Portugal und Wales war vor allem von Taktik geprägt, vor allem in der ersten Halbzeit wollten beide Mannschaften kein Risiko gehen. Nach der Pause ebnete ein schneller Doppelschlag von Cristiano Ronaldo und Nani den Portugiesen den Weg ins EM-Finale. Wales, das auf Superstar Aaron Ramsey verzichten musste, blieb blass, konnte aber erhobenen Hauptes die Heimreise antreten.

Im anderen Semifinale erwischte Frankreich einen guten Start, wurde dann aber in weiterer Folge von Deutschland immer weiter zurückgedrängt. Die deutsche Führung hing in der Luft doch kurz vor der Pause der Paukenschlag: Handspiel von Bastian Schweinsteiger im Strafraum, Antoine Griezmann verwandelte sicher zum 1:0. Nach der Pause drückten die Deutschen noch einmal an, doch ein Fehler-Double von Joshua Kimmich und Manuel Neuer bescherte den Franzosen das 2:0 – die Entscheidung.

EM Finale nichts für schwache Nerven

Frankreich ging als klarer Favorit in das Endspiel. Der Gastgeber hatte im Turnierverlauf 13 Tore geschossen und auch defensiv nicht allzu viel anbrennen lassen. Die portugiesische Nationalmannschaft galt als klarer Außenseiter, der erst im Halbfinale den ersten Sieg feiern konnte. Wie erwartet begannen die Portugiesen passiv und defensiv, mussten aber früh den ersten Rückschlag hinnehmen: nach 25 Minuten musste Superstar Cristiano Ronaldo verletzt vom Feld.

Frankreich war das spielbestimmende Team mit den deutlich besseren Möglichkeiten. Doch mehrfach scheiterten Les Bleus am überragenden portugiesischen Tormann Rui Patricio. In der Nachspielzeit der zweiten Hälfte hatte Portugal dann noch einmal ordentlich Glück, als Andre-Pierre Gignac nur die Stange traf.

In der zweiten Hälfte der Verlängerung sorgte dann Joker Eder mit einem Flachschuss aus gut zwanzig Metern für das 1:0 und die Vorentscheidung. Frankreich konnte nicht mehr, Portugal verteidigte geschickt und brachte die Führung über die Zeit. Der Jubel über den ersten internationalen Titel kannte anschließend keine Grenzen.

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