Kritik von Amnesty International an WM-Gastgeber Katar

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In Katar ist die Freunde über den ebenso überraschenden wie verdienten Gewinn der Asienmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem bislang größten Erfolg des Nationalteams aus dem Wüstenstaat, nach wie vor allgegenwärtig.

Nach den Auftritten beim Asien-Cup, als unter anderem mit Südkorea und Japan auch zwei Top-Nationen des Kontinents bezwungen wurden, herrscht Zuversicht hinsichtlich der WM 2022 im eigenen Land, bei der der Gastgeber natürlich auch eine gute Rolle spielen will. In der heute neu erschienenen Fußball Weltrangliste sprang Katar übrigens gleich 38 Plätze nach oben und liegt nun auf Rang 55.

Der sportliche Aspekt der WM 2022 wird derzeit indes noch deutlich überlagert von den unverändert vorhandenen Diskussionen um die Vergabe der WM nach Katar. Neues Öl ins ohnehin nie erloschene Feuer gießt nun die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI), die in einem neuen Report abermals den Umgang mit Arbeitern auf den WM-Baustellen scharf kritisiert.

Amnesty International mit klaren Forderungen

Derzeit sind rund 30.000 Wanderarbeiter damit beschäftigt, die Infrastruktur für die WM 2022 herzustellen, von denen aber weiterhin viele unter widrigen Bedingungen arbeiten müssen. Amnesty International forderte nun die katarische Regierung in Doha nicht zum ersten Mal auf, „die tagtägliche Schikane und das Elend unzähliger Arbeitsmigranten“ endlich zu beenden.

Amnesty International fordert Verbesserungen in mehreren konkreten Punkten. So ruft die Organisation dazu auf, den Mindestlohn für die vielen, eigens wegen der Arbeit an den WM-Baustellen nach Katar gekommenen Einwanderer zu erhöhen und diese rechtlich besser zu stellen.

Insbesondere das sogenannte „Kafala“-Prinzip, das insgesamt über zwei Millionen ausländische Arbeitskräfte betrifft, ist Amnesty International ein Dorn im Auge. Dieses besagt, dass Arbeiter nur dann ihren Job wechseln dürfen, wenn der bisherige Arbeitgeber seine Zustimmung erteilt. Bei Nichtbeachten dieser Vorschrift drohen eine Strafanzeige und der Einzug des Reisepasses.

Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht

Amnesty International machte damit auch deutlich, sich mit dem bisher Erreichten nicht zufrieden geben zu wollen. So hat Katar auf internationalen Druck hin bereits einen Mindestlohn eingeführt, der bei umgerechnet 180 Euro im Monat liegt. Zudem hat Katar das „Kafala“-Prinzip, das zunächst eine Abgabe des Reisepasses beim Arbeitgeber vorsah, schon aufgeweicht.

Dass die bisherigen Fortschritte nicht ausreichend sind, unterstrich AI-Vertreter Stephen Cockburn in seinem offiziellen Statement: “Durch Lücken in den bisherigen Reformen sind viele Arbeiter immer noch Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt.“

Zugleich appellierte Cockburn auch mit Blick auf die spätere Gesamtbewertung des Turniers an die Verantwortlichen in Katar: „Die Zeit läuft ab, wenn die katarischen Behörden noch ein Vermächtnis der WM hinterlassen wollen, über das wir alle uns freuen können, nämlich ein System, das den Missbrauch und die schlimmen Bedingungen für ausländische Arbeiter beendet.“

In der Pflicht sieht Amnesty International auch die FIFA, die sich den Forderungen grundsätzlich angeschlossen und betont hat, “dass weitere Fortschritte nötig sind.“

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