Eklat um Spaniens Verbandschef Luis Rubiales zieht immer weitere Kreise

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Eklat um Spaniens Verbandschef Rubiales weitet sich

Eine Woche nach dem 1:0-Sieg im Finale gegen England bei der Frauen WM 2023 ist nahezu in den Hintergrund gerückt, dass die spanische Nationalmannschaft der Frauen zum ersten Mal in ihrer Geschichte Weltmeister geworden ist. Grund dafür ist der Übergriff von Verbandsboss Luis Rubiales, der Weltmeisterin Jennifer Hermoso im Rahmen der Siegerehrung offenkundig gegen deren Willen auf die Lippen geküsst hat.

Rubiales will kämpfen

Während in der Sportwelt nur wenige Stimmen wie beispielsweise der dafür von verschiedener Seite harsch kritisierte Karl-Heinz Rummenigge die Geschehnisse herunterspielen wollten, ist der Aufruhr ansonsten groß. Die Forderungen wahlweise nach dem Rücktritt oder einer Suspendierung von Rubiales werden immer lauter, wurden bis dato aber nicht erfüllt.

Stattdessen hat sich der 46-Jährige öffentlich zu Wort gemeldet und zwar einen Fehler eingestanden, aber auch deutlich gemacht, die Reaktionen nicht nachvollziehen zu können: „Ich hatte die Kontrolle verloren. Der Kuss war wie für eines meiner Kinder“, so Rubiales, der sich als Opfer einer Hetzjagd sieht und es klar ablehnt, selbst die Konsequenzen zu ziehen und abzutreten: “Gute Menschen wissen, was geschehen ist und dass nicht mehr war. Das sind meine Erklärungen. Soll mich ein Küsschen in beiderseitigem Einvernehmen hier rausbringen? Ich werde kämpfen bis zum Ende.“

Allerdings erwartet Rubiales ein harter bis vermutlich aussichtsloser Kampf, haben sich doch die 23 Spielerinnen des Weltmeister-Kaders geschlossen gegen den Präsidenten gestellt und erklärt, unter der aktuellen Verbandsführung nicht mehr für Spanien spielen zu wollen. Dem von der Spielerinnengewerkschaft Futpro verbreiteten Schreiben schlossen sich 58 weitere Spielerinnen, teils auch nicht mehr aktive, an und brachten damit ihren Protest zum Ausdruck. Ein nun aufgetauchtes Video zeigt indes, wie die Spielerinnen im Bus über den Vorfall witzeln.

Borja Iglesias tritt aus Protest aus der Männer-Nationalelf zurück

Mit Borja Iglesias stellte sich am Freitag aber auch ein zweifacher A-Nationalspieler der Männer, der im März dem Kader Spaniens angehört hatte, auf die Seite der weiblichen Kolleginnen und verkündete seinen Rücktritt “bis sich die Dinge ändern und diese Art von Handlungen nicht ungestraft bleiben.“

Nachdem sich auch Männer-Nationaltrainer Luis de la Fuente und Frauen-Coach Jorge Vilda öffentlich von Rubiales distanziert haben, wird der Druck immer größer, zumal in der Zwischenzeit auch die FIFA aktiv geworden ist und gegen Rubiales, der im Zuge dessen erst einmal 90 Tage lang für alle fußballbezogenen Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene gesperrt wurde, ein Disziplinarverfahren eingeleitet hat und vorerst suspendiert hat.

Geprüft wird im Rahmen dieses Verfahrens von der FIFA-Disziplinarkommission, ob Rubiales gegen Artikel 13 der FIFA-Regeln verstoßen hat, der „Beleidigendes Verhalten und Verstöße gegen die Grundsätze des Fairplay“ umfasst. Weil Rubiales auch als Vize-Präsident der UEFA fungiert, droht dem Spanier möglicherweise auch noch auf kontinentaler Ebene eine Sanktion.