FIFA beschließt Einsatz halbautomatischer Abseitstechnologie für Endrunde

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Bei der FIFA-Endrunde in Katar kommt die halbautomatische Abseitstechnologie zum Einsatz

Knapp fünf Monate vor Beginn der Weltmeisterschaft 2022 in Katar (21. November bis 18. Dezember) hat die FIFA für das Turnier den schon länger im Raum stehenden Einsatz einer neuen, halbautomatischen Abseitstechnologie beschlossen. Das bereits beim FIFA Arab Cup im Dezember 2021 in Katar, der als genereller Testlauf für die WM galt, eingesetzte System wurde zuletzt auch bei der Klub-WM im Februar 2022 in den Vereinigten Arabischen Emiraten erprobt und unter dem Strich für gut befunden.

Der ehemalige Weltschiedsrichter Pierluigi Collina, der heute bei der FIFA für diesen Bereich zuständig ist, zeigte sich zufrieden mit den Testergebnissen und äußerte die Hoffnung, dass die schon mit dem VAR verringerte Anzahl an Fehlentscheidungen mit dem neuen System noch weiter zurückgeht. Über allem steht laut Collina das Ziel “akkurate Entscheidungen“ zu treffen.

Zwölf Spezialkameras in Katar im Einsatz

Der Aufwand, der für die Abseitstechnik betrieben wird, ist indes nicht ohne. Während ein Sensor im Zentrum des Balles pro Sekunde rund 500 Daten ans Videocenter übermittelt, wodurch sich für die Bestimmung einer Abseitsposition relevante Ballberührungen genau ermitteln lassen.

Gleichzeitig erfassen zwölf Spezialkameras, die in allen acht WM-Stadien unter dem Dach angebracht werden, den Ball sowie bis zu 29 Datenpunkte pro Spieler jeweils 40 Mal in der Selune. Auf diese Weise wird sowohl die Position des Balles als auch die jedes Spielers durchgehend konkret bestimmt. Wird mittels der Technik eine Abseitsstellung ermittelt, erhalten die Videoschiedsrichter innerhalb weniger Augenblicke eine entsprechende Information. Mehr als drei bis vier Sekunden soll es auf diese Weise inklusive einer menschlichen Überprüfung nicht mehr dauern bis eine Abseitsposition ausgemacht wird.

Die Entscheidung darüber, ob eine mit dem System ermittelte Abseitstechnik auch tatsächlich strafbar ist und in einem Freistoß resultiert, obliegt allerdings nach wie vor dem Team der Video-Schiedsrichter, von denen im Fall der Fälle eine entsprechende Mitteilung an den Schiedsrichter-Assistenten und dessen Chef auf dem Spielfeld erfolgen soll.

Durch den Wegfall des bislang manuellen Anlegens einer Abseitslinie soll die nachträgliche Prüfung einer Abseitsüberprüfung durch den VAR nach Einschätzung von Collina von bisher im Mittel 70 Sekunden auf nur noch rund 25 Sekunden reduziert werden. Die Partien vom WM 2022 Spielplan werden dadurch nicht zusätzlich in die Länge gezogen und vor allem in der Gruppen der Weltmeisterschaft werden die Partien wohl mit weniger Nachspielzeit auskommen.

Animationen auf der Leinwand – System bald auch im Vereinsfußball?

Wie schon von den bisherigen VAR-Entscheidungen bekannt, werden auch künftig Abseitsentscheidungen den Fans im Stadion über die Videoleinwände kommuniziert. Zusätzlich sollen die Zuschauer vor Ort mittels einer neuen 3D-Animation auch grafisch über eine Abseitsentscheidung aufgeklärt werden.

Klar ist derweil, dass hinsichtlich der zukünftigen Nutzung der Abseitstechnologie die WM in Katar enorme Bedeutung hat. Funktioniert das System wie gewünscht, dürften zumindest die großen Ligen Europas auf absehbare Zeit nachziehen. In der Bundesliga etwa könnte die Technik laut “kicker“ ab der Saison 2023/24 zum Einsatz kommen.