Frankreichs Fußball-Legende Zinedine Zidane im Porträt

Zinedine Zidane hätte es streng nach Lehrbuch als Spieler eigentlich nicht geben dürfen. Offensive Mittelfeldspieler sollten nach gängiger Vorstellung eher klein sein, sich flink und dynamisch bewegen und vor allem mit der Kugel am Fuß agieren. Erst im letzten Moment sollte der tödliche Pass erfolgen. Zidane war mit 1,85 Meter aber relativ hochgewachsen. Er verfügte seine ganze Karriere über ein gutes Kopfballspiel.

Und obwohl er schnell und dribbelstark (erinnert sei nur an seinen Roulettetrick) war, konnte Zidane durch seine überragende Technik auch anders agieren: Er konnte das Spiel eröffnen, beschleunigen und verlangsamen. Dabei wirkte er stets elegant. Zidane hat so einen neuen Maßstab dafür gesetzt, was einen Mittelfeldspieler ausmacht.

Fußball-Legende und Ikone Zinedine Zidane im Portrait
Zinedine Zidane (Quelle: Wikipedia, Tasnmi News Agency, CC-BY 4.0)

Zidanes Karriere als Spieler auf einen Blick

  • 👶 Geburtsdatum & -ort: 23.06.1972 in Marseille, Frankreich 🇫🇷
  • ✍️ Vereine: AS Cannes, Girondins Bourdeaux, Juventus Turin, Real Madrid
  • ⏳ Dauer der Profikarriere: 1988 bis 2006
  • 🏆 Größte Erfolge Vereinsebene: Champions League 2002
  • 🥇 Größte Erfolge Nationalteam: Weltmeister 1998, Vizeweltmeister 2006, Europameister 2000
  • 💪 Größte persönliche Erfolge: Weltfußballer 1998, 2000, 2003, bester Champions-League-Spieler aller Zeiten
  • #️⃣ Typische Rückennummer: 10 Nationalmannschaft, 21 & 5 Verein

Der Beginn von Zidanes Profikarriere

Zidane brauchte in der Jugendzeit mehrere Anläufe, um zum richtigen Verein zu finden. Über die Stationen US Saint-Henri und SO Septemes-les-Vallons landete er als 15-Jähriger beim AS Cannes. Hier durfte er schon ein Jahr später bei den Profis sein Debüt feiern. Man schrieb das Jahr 1988. Drei Jahre später schoss Zidane seine ersten Tore in der Liga und im Europapokal – und machte damit endgültig auf sich aufmerksam.

Girondins Bordeaux nutzte den Abstieg von Cannes 1992, um sich das Mega-Talent zu sichern. Der dortige Trainer Rolland Courbis gab ihm seinen Spitzennamen „Zizou“. 1996 erreichte der damals erst 22-Jährige mit Bordeaux das Finale des UEFA-Pokals. Dieses verlor man jedoch gegen den FC Bayern München.

Seine beste Zeit: Zidane bei Juventus Turin und Real Madrid

Zidane nutzte den Sommer 1996, um den Verein zu wechseln. Er schloss sich in der Serie A Juventus Turin an. In Italien reifte er endgültig zur Weltklasse. Unter Marcello Lippi gewann der Franzose mit der alten Dame den Weltpokal und zwei Mal die Meisterschaft. Außerdem erreichte er mit Juventus zwei Mal das Finale der Königsklasse. Das Endspiel ging jedoch beide Male verloren. Zidane galt trotzdem als einer der besten, wenn nicht der beste Spieler der Welt. 1998 und 2000 wurde er jeweils als Weltfußballer ausgezeichnet.

2001 rief dann Real Madrid. Zidane wechselte für die Rekordablöse von 77,5 Millionen Euro von Juventus zu den Königlichen. Die Erfolgsgeschichte des Franzosen ging auch hier weiter: Gleich in der ersten Saison gelang der Champions League-Sieg. Zidane schoss das entscheidende Tor im Finale von Glasgow gegen Bayer Leverkusen. Ein Jahr später holte Real den Meistertitel. Zidane wurde zudem zum dritten Mal Weltfußballer.

Zinedine Zidane als Herz Frankreichs bei Welt- und Europameisterschaften

Gemessen am Talent des Spielers wurde Zidane sehr spät Nationalspieler. Er wurde erst nach der WM 1994 als 22-Jähriger in den Kader von Les Bleus berufen. Wie falsch es war, so lange auf ihn zu warten, zeigte er gleich in dieser ersten Partie gegen Tschechien, indem er zwei Tore schoss. Bei der EM 1996 hatte Zidane seinen Stammplatz sicher und bestritt alle Partien für sein Land.

Zwei Jahre später war endgültig zum Herz, Kopf und unbestrittenen Anführer seines Teams gereift. Der Held im Frankreich Trikot führte seine Nation im eigenen Land zum ersten WM-Titel – und dies, obwohl er durch einen Platzverweis zwei Spiele zwischenzeitlich verpasste. Im Finale gegen Brasilien erzielte der damals gerade 26 Jahre alt gewordene Offensivmann das zwischenzeitliche 2:0. Das Spiel endete 3:0.

Der Höhenflug ging in der EM-Historie zwei Jahre später weiter. Bei der EM 2000 in den Niederlanden und Belgien konnte Frankreich erneut den Titel gewinnen. Zidane zeigte auch hier erstklassige Leistungen und war in vielen Situationen der entscheidende Mann. Beispielsweise erzielte er gegen Portugal das Golden Goal durch einen Handelfmeter.

Bei der WM 2002 war Zidane vom Pech verfolgt. Durch einen Muskelfaserriss verpasste er die ersten beiden Gruppenspiele. Frankreich vermisste seinen Spielmacher doch stark. Und obwohl Zidane im dritten Spiel dann doch auf dem Platz stand, war nach der Vorrunde Schluss. Der Franzose war in dieser Partie erkennbar nicht körperlich auf der Höhe, sondern quälte sich, um zu helfen.

Der Ausklang einer ganz großen Karriere mit Wucht

Nach 2003 schien Zidane für einige Jahre zu denken, dass er alles gewonnen hatte und es deshalb nicht mehr in jedem Spiel mit 100 Prozent angehen müsse. Dies rächte sich im Verein und im Nationalteam. Bei der EM 2004 war im Viertelfinale gegen Griechenland Schluss. Für die WM 2006 motivierte er sich allerdings noch einmal. Es sollte sein letztes großes Hurra werden.

Und eigentlich wurde es dies auch im Positiven: Zidane führte sein Team bis ins Finale und schaltete zwischenzeitlich Weltmeister Brasilien durch eine überragende Leistung aus. Im Endspiel gegen Italien traf er per Elfmeter zum 1:0. Zidane war erst der vierte Spieler, der in zwei WM-Finals ein Tor machen konnte.

Zidane Kopfstoß - WM 2006

In der Nachspielzeit ließ sich der Franzose jedoch zu einer Tätlichkeit hinreißen. Nachdem er von Marco Materazzi beleidigt wurde, stieß er diesen mit Kopf und flog vom Platz. Frankreich verlor das Endspiel – Zidanes große Karriere ging unrühmlich, aber mit unvergesslicher Wucht zu Ende. Ein Abgang, den man in der WM-Geschichte nur selten sieht.

Zidanes Leben nach der aktiven Zeit

Zidane versuchte sich nach seiner aktiven Zeit als Sportdirektor und Berater. Wirklich glücklich wurde er dabei nicht. 2013 rückte er deshalb in den Trainerstab von Real auf. Erst war er Co- und Jugendtrainer.

2016 wurde er dann Chefcoach und gewann drei Mal in Serie die Champions League. Von 2019 bis 2021 trainierte Zidane Real nochmals. Er gewann dabei einen Meistertitel und erreichte 2021 das Halbfinale der Königsklasse.

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