Belgiens Nationalteam in der EM 2016 Analyse

Im November 2015 zeigte die Weltrangliste der FIFA ein bemerkenswertes Bild. Nicht Weltmeister Deutschland, Europameister Spanien oder Südamerika-Champion Chile standen auf Platz 1 in diesem Ranking, sondern die Auswahl Belgiens.

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Zwar handelt es sich dabei nur um eine Momentaufnahme ohne tatsächliche Aussagekraft über die Stärke einer Mannschaft, doch wird die außergewöhnliche Entwicklung des belgischen Fußballs dadurch unterstrichen.

INFOS ZU EM Teilnehmer Belgien

Größte Erfolge: WM-Vierter 1986, EM-Zweiter 1980
Rekordtorschütze: Paul Van Himst, Bernard Voorhoof (je 30 Tore)
Rekordspieler: Jan Ceulemans (96 Spiele)
Teuerster Spieler: Eden Hazard (65 Mio. €)
Spitzname: Rode Duivels (Die Roten Teufel)
FIFA Weltrangliste2. Platz
Höchster Sieg: Belgien – San Marino 10:1 (2001)
Höchste Niederlage: Spanien – Belgien 5:0 (2009)
EM Teilnahmen: 72, 80, 84, 00, 16 (5)

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EM 2016 Kader von Belgien

Tor: Thibaut Courtois (FC Chelsea), Jean-Francois Gillet (KSV Mechelen), Simon Mignolet (FC Liverpool)

Abwehr: Toby Alderweireld (Tottenham Hotspur), Dedryck Boyata (Celtic Glasgow), Jason Denayer (Galatasaray), Jordan Lukaku (Oostende), Christian Kabasele (KRC Genk), Thomas Meunier (Club Brugge), Thomas Vermaelen (FC Barcelona), Jan Vertonghen (Tottenham Hotspur)

Mittelfeld: Kevin De Bruyne (Manchester City), Moussa Dembele (Tottenham),Eden Hazard (FC Chelsea), Marouane Fellaini (Manchester United), Radja Nainggolan (AS Roma), Axel Witsel (Zenit St. Petersburg)

Angriff: Michy Batshuayi (Marseille), Christian Benteke (FC Liverpool), Yannick Carrasco (Atletico Madrid), Romelu Lukaku (Everton), Dries Mertens (SSC Napoli), Divock Origi (FC Liverpool)

War Belgien in den 80er- und 90er-Jahren noch Stammgast bei Weltmeisterschaften und bei der EM 1980 sogar Finalist, so haben die Roten Teufel im neuen Jahrtausend eine lange Durststrecke hinter sich gebracht. Die letzte Teilnahme an einer Europameisterschaft erfolgte 2000 als Gastgeber im eigenen Land, wo es aber nicht zu mehr als Platz drei in der Vorrundengruppe reichte. Die WM 2002, bei der im Achtelfinale der spätere Weltmeister Brasilien Endstation war, bedeutete dann für zwölf lange Jahre die letzte Turnierteilnahme Belgiens. Erst 2014 war eine völlig neuformierte und hochveranlagte Mannschaft bei der WM in Brasilien wieder vertreten und musste sich erst im Viertelfinale knapp Argentinien geschlagen geben. Dieses Team hat sich unter Trainer Marc Wilmots nun nochmals weiterentwickelt, als Gruppenerster unter anderem vor Wales, Bosnien-Herzegowina und Israel souverän die Qualifikation für die EURO 2016 geschafft und gilt für viele Experten sogar als einer der Favoriten auf Gewinn der EM 2016.

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Analyse: der EM Teamkader von Belgien

Tor

Dank der hervorragenden Nachwuchsarbeit der letzten zehn bis 15 Jahre verfügt Belgien über ein enormes Reservoir an Top-Spielern. Das beginnt bereits im Tor, wo Thibaut Courtois (FC Chelsea) weltweit zu den besten seines Fachs gehört. Ersatzmann Simon Mignolet besitzt zwar nicht ganz die Extraklasse von Courtois, ist aber immer noch stark genug, um bei einem Verein wie dem FC Liverpool die Nummer eins zu sein und würde im Fall der Fälle sicher seinen Mann stehen. Dritter Keeper wird voraussichtlich der bereits 36 Jahre alte Jean-François Gillet (KV Mechelen), der sich trotz kaum vorhandener Einsatzchancen ohne Murren auf die Bank sitzen wird.

Abwehr

In der Innenverteidigung ist Vincent Kompany (Manchester City) im Normalfall gesetzt, fällt aber mit einer Muskelverletzung für die EM aus. Somit werden Toby Alderweireld und Jan Vertonghen, die auch bei Tottenham Hotspur die Innenverteidigung bilden, im belgischen Team verteidigen – beide können aber auch außen verteidigen: Vertonghen links und Alderweireld rechts. Auf der linken Abwehrseite ist der auch innen einsetzbare Nicolas Lombaerts (Zenit St. Petersburg, fällt aus) der Konkurrent von Vertonghen und rechts hat sich in den letzten Monaten Thomas Meunier (FC Brügge) aufgedrängt. Komplettiert werden könnte das belgische Defensiv-Aufgebot durch den 20-jährigen Jason Denayer, der in der Saison 2015/16 von Manchester City an Galatasaray Istanbul verliehen ist und auch sowohl innen als auch rechts verteidigen kann.

Mittelfeld

Eden Hazard
thearcticblues (CC BY 2.0)

Im Mittelfeld formiert Trainer Marc Wilmots seine Mannschaft meist mit einer Doppelsechs und einer offensiven Dreierreihe davor. Vor der Abwehr haben Axel Witsel (Zenit St. Petersburg) und Radja Nainggolan (AS Rom) die besten Karten, aber mit Marouane Fellaini (Manchester United) und Moussa Dembele (Tottenham Hotspur) dürfen zwei weitere Hochkaräter Ansprüche stellen. Zentral offensiv hat derweil Kevin de Bruyne (Manchester City) im Normalfall seinen Platz ebenso sicher wie Eden Hazard (FC Chelsea) auf der linken Seite, wobei beide häufig mit dem dritten offensiven Mittelfeldspieler die Positionen wechseln. Meist wird das Offensivtrio durch Dries Mertens (SSC Neapel) komplettiert, wobei Yannick Carrasco (Atletico Madrid) auch hier für heißen Konkurrenzkampf sorgt.

Angriff

Im Angriff kann Wilmots zwischen mehreren Spielern mit hoher Qualität wählen. Romelu Lukaku (FC Everton) hat meist die Nase vorne. Christian Benteke, Divock Origi (beide FC Liverpool) sowie Michy Batshuayi (Olympique Marseille) stehen jedoch parat, sollte der Top-Stürmer Ladehemmung haben. Alle drei haben in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass sie wissen wo das Tor steht.

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Die belgischen Players To Watch im EM Kader

Die meisten belgischen Spieler im EM-Kader spielen bereits bei europäischen Spitzenvereinen. Doch es es gibt auch den einen oder anderen Nationalspieler, der diesen Schritt noch vor sich hat. Vor allem in der Defensive, wo mehrere Kicker noch in Belgien oder verhältnismäßig kleineren Vereinen spielen. Zu nennen sind vor allem die jungen Innenverteidiger Jason Denayer (Galatasaray) und Björn Engels (Club Brugge, fällt verletzt aus), die im Sommer wechseln könnten. Allerdings werden die beiden Youngsters wohl nur dritte bzw. vierte Wahl im Zentrum sein. Bessere Chancen auf Einsätze bei der EM 2016 haben da schon die beiden Außenverteidiger Jordan Lukaku (Mechelen) und Thomas Meunier (Club Brugge), die sich mit guten Leistungen ins Rampenlicht spielen könnten. Wobei Meunier mittlerweile kein unbeschriebenes Blatt mehr ist und bereits im Fokus mehrere Bundesliga-Klubs steht.

Chancen von Belgien bei der Fußball EM 2016

Die belgische Mannschaft ist quer durch alle Mannschaftsteile mit exzellenten Einzelspielern gespickt, die sich immer mehr zu einer Einheit zusammenfügen, der alles zuzutrauen ist. Erwischen die Roten Teufel bei der EM 2016 einen guten Start und haben etwas mehr Glück als bei der WM 2014, scheint selbst der Titel nicht völlig utopisch. Für das Viertelfinale der EM 2016 sollte es aber in jedem Fall reichen und wenn dann das Los keinen ganz dicken Brocken bereithält, kann man auch unter den letzten Vier mit der Wilmots-Elf rechnen.

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