Southgate übernimmt die Verantwortung für das verlorene EM-Finale

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55 Jahre nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1966 im eigenen Land war die englische Nationalmannschaft dem zweiten großen Titel der Verbandsgeschichte so nah wie nie zuvor. Nachdem es die Three Lions seit dem WM-Triumph 1966 bei großen Turnieren maximal noch ins Halbfinale geschafft hatten, schien bei der Europameisterschaft 2021 der Weg zum Triumph bereitet.

Nach einer noch eher zähen Gruppenphase räumte England in der K.o.-Phase Deutschland (2:0), die Ukraine (4:0) und Dänemark (2:1 n.V.) aus dem Weg und stand im EM 2021 Finale gegen Italien, das dank des Großteils der offiziell 67.137 Zuschauer im Londoner Wembley-Stadion weitgehend ein Heimspiel war.

Drei Fehlschüsse in Folge

Und die englische Nationalmannschaft fand mit dem Führungstreffer durch Luke Shaw nach nur 116 Sekunden überragend in die Partie. Die Mannschaft von Trainer Gareth Southgate hatte auch danach alles unter Kontrolle, ehe sich Italien ab Mitte der ersten Hälfte besser auf das englische Spiel einstellte und mehr und mehr das Kommando übernahm.

Im zweiten Durchgang war der 1:1-Ausgleich durch Leonardo Bonucci, das erst zweite englische Gegentor im gesamten Turnier, dann die logische Folge des zunehmenden italienischen Drucks. England legte danach zwar wieder zu, doch Italien blieb die gefährlichere Mannschaft, sodass die Three Lions letztlich froh darüber sein mussten, dass es ins Elfmeterschießen ging. Freilich stand dem die englische Historie mit vielen verlorenen Shoot-Outs entgegen und auch diesmal sollte es vom Punkt nicht reichen.

Zwar war England nach der Parade von Jordan Pickford gegen Andrea Belotti sowie der Treffer von Harry Kane und Harry Maguire im Vorteil, doch mit Marcus Rashford, Jadon Sancho und dem erst 19 Jahre alten Bukayo Saka versagten den letzten drei Schützen im England-Trikot ausnahmslos die Nerven.

Pikant vor allem, dass die drei Fehlschützen allesamt eingewechselt wurden, Rashford und Sancho kurz vor dem Ende der Verlängerung sogar eigens mit dem expliziten Auftrag, beim Elfmeterschießen anzutreten. Dass diese Maßnahme bei einem Fehlschlag Kritik hervorrufen würde, dürfte Trainer Southgate klar gewesen sein.

Und tatsächlich musste sich der englische Coach, der seinerseits im EM-Halbfinale 1996 gegen Deutschland letztlich entscheidend an Andreas Köpke gescheitert war, einige Nachfragen gefallen lassen.

Sancho und Rashford die besten Schützen im Training

Southgate allerdings zeigte in der Stunde der Niederlage Größe und stellte sich vor seine Spieler. „Ich habe auf Basis der Trainingsleistungen über die Elfmeterschützen entschieden. Das ist komplett meine Verantwortung“, nahm der 50-Jährige im Interview mit der BBC die Pleite auf seine Kappe, betonte indes auch, bestens auf ein Elfmeterschießen vorbereitet gewesen zu sein. Insbesondere Sancho und Rashford hätten sich im Training als „die mit Abstand besten Schützen“ erwiesen.

Dass Sancho, Rashford und Saka nach der Niederlage in sozialen Netzwerken übel rassistisch beleidigt wurden, wirft leider einen Schatten auf ein großes und über weite Strecken hochklassiges Finale. Der englische Verband FA reagierte ebenso schnell wie unmissverständlich und verurteilte die Attacken auf das Trio auf Schärfste.