Diskussionen um den Afrika-Cup – Droht ein Corona-Chaos?

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Am 9. Januar beginnt in Kamerun der 33. Afrika-Cup, dem Pendant zur Europameisterschaft 2024, dem Asien-Cup oder der südamerikanischen Copa America. Während vor Ort durchaus Vorfreude auf das Turnier mit zum zweiten Mal 24 teilnehmenden Nationen zu spüren ist, wird andernorts viel darüber diskutiert, ob die Austragung zum jetzigen Zeitpunkt wirklich sinnvoll und angebracht ist.

„Wir sind natürlich wegen der Pandemie in Sorge um unsere Spieler. Keiner kann aktuell einschätzen, wie sich die Lage entwickelt. Wir können nur hoffen, dass alles gut geht“, wird in “Bild“ etwa Rudi Völler zitiert, der als Sport-Geschäftsführer von Bayer Leverkusen die Entwicklung wegen der beiden vom Werksklub abgestellten Profis Edmond Tapsoba (Burkina Faso) und Odilon Kossounou (Elfenbeinküste) genau im Blick hat.

Zahlreiche Corona-Fälle bei Gambia

Dabei dürfte Völler auch zur Kenntnis genommen haben, dass an Neujahr ein im katarischen Doha geplantes Testspiel zwischen Algerien und Gambia abgesagt werden musste, weil gleich 16 Spieler Gambias nicht einsatzfähig gewesen wären. Zwar teilte der Verband Gambias nicht explizit eine Corona-Infektion aller fehlenden Spieler mit, doch die katarischen Ausrichter der Begegnung gaben bekannt, dass es zu einer Reihe „positiver Fälle von Covid-19“ gekommen sei. Wie sich die Situation am 12. Januar darstellt, wenn Gambia im ersten Gruppenspiel auf Mauretanien treffen soll, bleibt abzuwarten.

Die Corona-Pandemie und die wachsende Problematik mit der hochansteckenden Virusvariante Omikron waren freilich nicht gegeben, als schon in der Vergangenheit vornehmlich in Europa über den Afrika Cup diskutiert und hinter vorgehaltener Hand auch geschimpft wurde. Schließlich fehlen den europäischen Vereinen im Januar und teils auch noch im Februar wichtige Spieler, die für ihre Nationalmannschaften abgestellt werden müssen. Ein Problem, das auch bei der kommenden WM 2022 aufkommen könnte.

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Dass nicht selten Spieler von Fans, Medien und teilweise auch Vereinsoffiziellen dazu aufgefordert werden, ihren Auswahlmannschaften abzusagen, wertet Sébastien Haller als “Mangel an Respekt für Afrika“. Der ivorische Stürmer von Ajax Amsterdam beklagt zudem in der niederländischen Zeitung „De Telegraaf“ offen, dass der Afrika-Cup in der öffentlichen Wahrnehmung zumindest in Europa einen eher geringen Stellenwert genießt: „Würde diese Frage jemals einem europäischen Spieler vor den Europameisterschaften gestellt werden?“

Vieira und Wright fordern mehr Respekt

Unterstützung erhält Haller von Patrick Vieira, dem Trainer von Crystal Palace, der zwar einst 107 Länderspiele im Frankreich Trikot bestritten hat, aber senegalesische Wurzeln besitzt: „Ich glaube, dass der Wettbewerb mehr respektiert werden muss, denn dieser Wettbewerb ist genauso wichtig wie die Europameisterschaft.“

Noch deutlicher wurde der frühere englische Nationalspieler Ian Wright, der via Instagram vor allem die britischen Medien attackierte: „Die Berichterstattung ist völlig von Rassismus geprägt. Wir spielen unsere Europameisterschaften in zehn Ländern mitten in der Pandemie. Und es ist überhaupt kein Thema. Aber Kamerun als einziger Gastgeber soll jetzt ein Problem sein?“

Trotz der klaren Positionierung auch weiterer Größen aus dem Fußball dürfte der Afrika-Cup in Europa weiterhin kritisch betrachtet werden. Erst recht, was freilich nicht zu hoffen ist, sollte tatsächlich Corona das Turnier auf unerfreuliche Art und Weise prägen.