FIFA leitet Ermittlungen gegen Ungarn ein

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Als wären die deutliche 0:4-Niederlage gegen England und die 1:0 Niederlage gegen Albanien aus sportlicher Sicht nicht schon schmerzhaft genug, drohen dem ungarischen Fußballverband nach den Partien in der Qualifikation für die WM 2022 noch weitere Konsequenzen. Wieder einmal sorgten beim Heimspiel gegen England ungarische Zuschauer für negative Schlagzeilen und dafür, dass die FIFA ein Disziplinarverfahren eröffnen musste.

Bereits verschiedene Ereignisse bei der Fußball EURO 2021, unter anderem beleidigende Plakate und homophobe Parolen, mündeten in eine empfindliche Strafe durch die UEFA, die den ungarischen Verband mit einer Geldstrafe bedacht und dazu verurteilte, zwei Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen.

Boris Johnson fordert Konsequenzen

Für die aktuellen Spiele in der WM-Qualifikation 2022 indes hat die UEFA-Strafe keine Gültigkeit, da diese Partien unter dem Dach der FIFA ausgetragen werden. So waren am vergangenen Donnerstag 58.260 Zuschauer in der ausverkauften Puskas-Arena in Budapest vor Ort, als die heimische Auswahl gegen England antrat – und machten abermals auf unschöne Art und Weise auf sich aufmerksam.

Während Bierbecher und Leuchtraketen aufs Feld flogen, beklagten mit Jude Bellingham und Raheem Sterling zwei dunkelhäutige Akteure im englischen Team von Teilen des Publikums mit Affenlauten verhöhnt worden zu sein. Und beim Anpfiff wurde der mittlerweile etablierte Kniefall der englischen Spieler, die auf diese Weise ein Zeichen gegen Rassismus setzen, mit lautstarken Buh-Rufen bedacht.

Appelle von Ungarns Trainer Marco Rossi und des Verbandspräsidenten, auf Anfeindungen gegen den Gegner zu verzichten, fielen damit unverkennbar nicht auf fruchtbaren Boden.

Englands Premierminister Boris Johnson meldete sich nach den Ereignissen von Budapest via Twitter zu Wort, verurteilte die Geschehnisse und forderte die FIFA zum Handeln auf: „Es ist völlig inakzeptabel, dass Spieler der englischen Nationalmannschaft in Ungarn rassistisch beleidigt wurden. Die FIFA muss konsequent handeln, um sicherzustellen, dass derart schändliches Verhalten im Fußball ausgemerzt wird.“

Auch Ungarns Verband meldet sich

Lange ließ die Reaktion des Weltverbandes, an den auch vom englischen Verband FA appelliert wurde, indes nicht auf sich warten. Bereits am Freitag teilte die FIFA öffentlich mit, ein Disziplinarverfahren gegen den ungarischen Verband in die Wege geleitet zu haben und „angemessene Maßnahmen“ ergreifen zu wollen.

Ungarns Verband gab auch eine Stellungnahme ab und verteilte darin die Würfe von Raketen und Bechern. Zugleich wurde angekündigt, eventuelle Geldstrafen in zivilrechtlichen Verfahren auf die Täter umlegen und diese mit einem zweijährigen Stadionverbot belegen zu wollen. Zu den im Raum stehenden rassistischen Beleidigungen gab der Verband indes keinen Kommentar ab und beließ es bei der Erklärung, dass die „überwiegende Mehrheit“ der Fans die ungarische Mannschaft sportlich angefeuert habe.

Wann das Disziplinarverfahren abgeschlossen wird, ist im Moment noch unklar. Es wäre allerdings sehr überraschend, käme Ungarns Verband um Sanktionen herum.

Ungarn trifft in Fußball WM Quali Gruppe I auf England, Polen, Albanien, Andorra und San Marino.