Vereinswechsel: Matthias Ginter vor richtungsweisender Entscheidung

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Unter Bundestrainer Hans-Dieter Flick hat die deutsche Nationalmannschaft alle bisherigen sieben Länderspiele gewonnen. Und auch, wenn die Gegner von Armenien über Liechtenstein bis Rumänien nicht aus dem obersten Regal kamen, herrscht rund um die DFB-Auswahl wieder eine deutlich bessere Stimmung als in den letzten Jahren der Ära Joachim Löw, in der Deutschland in der Vorrunde der WM 2018 ebenso frühzeitig scheiterte wie beim Achtelfinal-Aus bei der EURO 2021.

Das halbjährige Wirken von Flick hat indes nicht nur Gewinner hervorgebracht, von denen es fraglos einige gibt, sondern auch den einen oder anderen Verlierer. In letztere Kategorie fällt sicherlich Matthias Ginter, der die letzten elf Länderspiele unter Joachim Löw inklusive der vier Partien bei der EM 2021 allesamt von Anfang an im DFB-Trikot bestritten hatte, unter Flick bislang aber nur eine Nebenrolle spielte.

Fehlte Ginter im September beim Einstand Flicks noch wegen einer Corona-Infektion, musste der Innenverteidiger beide Oktober-Spiele über 90 Minuten von der Bank aus verfolgen und durfte es im November wieder ran, als das Ticket für die Fußball Weltmeisterschaft 2022 in Katar schon gelöst war. Nach einer Einwechslung beim 9:0 gegen Liechtenstein kehrte Ginter erst in Abwesenheit zahlreicher anderer Akteure für das 4:1 in Armenien in die Startelf zurück.

Große Konkurrenz im Abwehrzentrum

In der Innenverteidigung haben aktuell Niklas Süle, Antonio Rüdiger und auch Thilo Kehrer die Nase vor Ginter, dem überdies in Person von Mats Hummels weitere Konkurrenz droht, sollte der bisher von Flick aus Gründen der Belastungssteuerung noch nicht nominierte Routinier noch einmal zurückkehren.

Darüber hinaus hat sich in der bisherigen Bundesliga-Saison mit Nico Schlotterbeck ein Shooting-Star in den Vordergrund gespielt, der Ginter den Rang ablaufen könnte. Ebenso wie Jonathan Tah, der in den vergangenen Monaten mehr Stabilität an den Tag legte als in den Spielzeiten zuvor.

Aktuell gehört Ginter auf jeden Fall nicht zu den Spielern, die fest mit einer Nominierung für den Deutschland WM 2022 Kader rechnen können. Umso wichtiger wäre, dass der 46-fache Nationalspieler in den kommenden Wochen die richtige Entscheidung hinsichtlich seiner Zukunft trifft.

Denn nachdem Ginter in der Winterpause bekannt gegeben hat, seinen auslaufenden Vertrag bei Borussia Mönchengladbach nicht zu verlängern, fand sich der frühere Freiburger und Dortmunder beim Gladbacher 1:2 gegen Bayer Leverkusen 90 Minuten lang auf der Ersatzbank wieder, während der kurzfristig bereits als Nachfolger verpflichtete Marvin Friedrich direkt begann.

Für Ginter, der am 19. Januar 28 Jahre alt wird, war die Nichtberücksichtigung gegen Leverkusen ein klares Signal, schon jetzt in den Planungen der Gladbacher Verantwortlichen um Trainer Adi Hütter und Manager Max Eberl nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen. Gleichzeitig darf man die 90 Minuten auf der Bank als Aufforderung verstehen, möglichst noch im Winter den Verein zu wechseln, wenn die Borussia anders als im Sommer noch eine Ablöse kassieren könnte.

Spanien, Italien oder England?

Allerdings ist fraglich, ob sich für Ginter im Januar noch ein passender Klub findet, der zu den Ansprüchen des Weltmeisters von 2014 passt und Vereinsfußball auf hohem Niveau ermöglicht, das mit Blick auf die Nationalmannschaft von Bedeutung wäre. Atletico Madrid und vor allem Inter Mailand wird seit längerem Interesse nachgesagt, allerdings vor allem bezüglich einer ablösefreien Verpflichtung nach der Saison.

Ob die beiden Klubs, die definitiv Top-Niveau verkörpern würden, auch kurzfristig zu einer Investition bereit wären, ist offen. Laut “kicker“ sollen derweil zwei namentlich nicht genannte Vereine aus der Premier League vorgefühlt haben. Nur um des Wechselns Willen bei einem Mittelklasseklub oder einem Abstiegskandidaten anzuheuern, dürfte für Ginter indes nicht die erste Option sein.

Allerdings wäre eine Reservistenrolle in Mönchengladbach sicher auch alles andere als förderlich für Ginters Ambitionen in der Nationalmannschaft. Keine einfache Situation für den Abwehrspieler, auf dessen Entscheidung man gespannt sein darf.

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