Kamerun trotz Afrika Cup-Aus weiter mit Clarence Seedorf?

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Mit der ebenso knappen wie bitteren Niederlage in einem spannenden Afrika Cup Achtelfinale gegen Nigeria (2:3) ist der Traum Kameruns von der erfolgreichen Titelverteidigung des 2017 gewonnenen Afrika Cups frühzeitig zerplatzt.

Mit dem Scheitern verbunden sind einige grundsätzliche Fragen nach der Zukunft der Unzähmbaren Löwen, die 2021 die nächste Auflage der afrikanischen Kontinentalmeisterschaft ausrichten und dann natürlich wieder um den Titel mitmischen wollen.

So erwarten nicht wenige Beobachter, dass dem erst seit August 2018 amtierende Nationaltrainer Clarence Seedorf schon wieder das Vertrauen entzogen wird.

Der 87-fache Nationalspieler im Niederlande-Trikot, dessen Verpflichtung nach der verpassten WM 2018 für eine Aufbruchstimmung gesorgt hatte, machte nach dem Achtelfinal-Aus aber deutlich, um seinen Job kämpfen zu wollen und betonte ebenso wie die kamerunische Torwartlegende Joseph-Antoine Bell den in einigen Bereichen vorhandenen Handlungsbedarf. 

Seedorf sieht Kamerun auf dem richtigen Weg

“Wir müssen jetzt mit den Planungen beginnen und ich bin sicher, der Verband hat dies auch auf der Agenda, erklärte Seedorf insbesondere mit Blick auf den nächsten Afrika-Cup, aber auch die Qualifikationsspiele für die WM 2022 in Katar, bei der Kamerun anders als vier Jahre zuvor wieder vertreten sein will.

Das sind Aufgaben, die geplant werden müssen. Schließlich wollen wir die Dinge in verschiedenen Bereichen in die richtige Richtung bewegen: in puncto Organisation, Professionalität und der Einstellung zur Arbeit.“

Trotz des Ausscheidens gegen eine starke nigerianische Mannschaft sieht Seedorf die Auswahl Kameruns ebenso auf dem richtigen Weg wie auch Bell. “Es ist jetzt der Zeitpunkt, die Dinge zu analysieren.

Fraglos ist Talent in der Mannschaft vorhanden und ich bin von den vorhandenen Spielern überzeugt, so der 43-jährige Niederländer, der zudem überzeugt ist von einer erfolgreichen Zukunft seines Teams. “Ich hoffe, das Team bleibt zusammen und behält die erzielten Fortschritte. Ich habe mich auch deshalb dazu entschlossen, die Löwen zu coachen, weil ich optimistisch bin, dass wir positive Ergebnisse erzielen können, wenn wir weiter hart arbeiten.“ 

In der Fußball Weltrangliste rangiert Kamerun aktuell auf dem 51. Platz.

Bell fordert langfristiges Denken

Der frühere Torhüter Bell teilte gegenüber der BBC die Ansicht einer positiven sportlichen Entwicklung, übte allerdings Kritik an den nicht zum ersten Mal aufgetretenen Problemen im Umfeld der Nationalmannschaft. Das Aus gegen die Spieler im Nigeria-Trikot sei auch auf das Fehlen von Visionen und einer klaren Organisation im kamerunischen Fußball zurückzuführen.

“Das Spiel gegen Nigeria war das beste in den letzten beiden Jahren. Hätten die Jungs schon vor dem Afrika-Cup regelmäßig gegen bessere Gegner gespielt, wäre sicher mehr drin gewesen. Klare Siege etwa gegen die Komoren bringen uns auf Dauer nicht weiter“, wünscht sich Bell unter anderem Testspiele auf höherem Niveau.

Dass es wieder einmal zu Diskussionen über die Prämienregelung gekommen ist und die Mannschaft deshalb erst mit Verspätung nach Ägypten reisen konnte, führte Bell desweiteren beispielhaft dafür an, dass es rund um die Nationalmannschaft nicht stimmt.

Der 64-Jährige plädiert nun dafür, sich langfristige Ziele zu setzen anstatt weiter kurzfristig zu denken. Ob Bells Worte auf fruchtbaren Boden fallen, wird sich bereits anhand der Personalie Seedorf zeigen. Bleibt der Niederländer im Amt, würde eine begonnene Aufbauarbeit nicht nach dem ersten Misserfolg schon wieder eingerissen.