Salih Özcan zwischen DFB-Elf und der Türkei – Beide mit “großem Interesse“

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Beim 1:1 am Sonntagabend gegen Borussia Dortmund war Salih Özcan für viele Beobachter zum wiederholten Male in den vergangenen Monaten nicht nur der beste Akteur in Diensten des 1. FC Köln, sondern sogar auf dem kompletten Spielfeld.

Die Entwicklung, die der seit Januar 24 Jahre alte Mittelfeldspieler in dieser Saison genommen hat, ist bemerkenswert und führt nun sogar dazu, dass gleich von zwei Seiten Bemühungen vorhanden sind, Özcan für die A-Nationalmannschaft zu gewinnen.

Sowohl beim Deutschen Fußball-Bund (aktuell 11. der FIFA-Weltrangliste) als auch beim türkischen Verband (39. der Weltrangliste) steht Özcan auf der Liste, wobei allerdings im Moment noch gar nicht klar ist, ob der gebürtige Kölner überhaupt noch für die Auswahl der Türkei, der Heimat seiner Eltern, auflaufen könnte. Denn Özcan war bei seinem letzten Einsatz für die deutsche U21 im mit 1:0 gegen Portugal gewonnenen Finale der EURO 2021 bereits über 23 Jahre – und eigentlich werden Verbandswechsel nur erlaubt, wenn diese Marke noch nicht überschritten wurde.

Zuvor hatte Özcan ab der U15 alle Nachwuchsnationalmannschaften des DFB durchlaufen und wurde 2017 auch mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold als bestes Talent seines Jahrgangs 1998 ausgezeichnet.

In Kontakt mit Hans-Dieter Flick

Der türkische Verband würde indes nichts unversucht lassen und bei der FIFA eine Einzelfall-Entscheidung anstreben, sollte Özcan seine Bereitschaft erklären, für die aktuell von seinem ehemaligen U21-Coach Stefan Kuntz trainierte Auswahl der Türkei zu spielen. Die Türken treffen ja bekanntlich demnächst im WM 2022 Playoff auf Portugal, wo das Ticket für die Weltmeisterschaft in Katar gebucht werden soll. Noch allerdings hat sich der robuste Mittelfeldmann, der sowohl als Sechser als auch als Achter eingesetzt werden kann, nicht entschieden und hält sich womöglich bewusst alle Türen offen.

Im Anschluss an das Kölner 1:1 gegen Dortmund verriet Özcan am Mikrofon bei “DAZN“, in Kontakt mit Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft Hans-Dieter Flick zu stehen, der den enormen Leistungszuwachs bei zuvor jahrelang zu fehleranfälligen Kölner augenscheinlich registriert hat. Zwar entschied sich Flick bei der Nominierung seines Kaders für die anstehenden Testländerspiele gegen Israel (26.3.) und in den Niederlanden (29.3.) für Anton Stach (1. FSV Mainz 05) und damit einen anderen, potenziellen Debütanten im zentralen Mittelfeld, doch Özcan spielt in den Überlegungen der DFB-Verantwortlichen durchaus auch eine Rolle. Möglicherweise sogar für die WM 2022 oder in der Nations League 2022/23?

Özcan auch im Blickfeld anderer Klubs?

Wenig überraschend für seinen Trainer Steffen Baumgart, ohne dessen Einfluss Özcan den 1. FC Köln im vergangenen Sommer wohl ablösefrei verlassen hätte, allerdings damals nur Anfragen aus der Türkei und Belgien zur Auswahl gehabt haben soll.

“Salih hat eine Entscheidung zu treffen. Wir wissen ja, dass es die Diskussion gibt, ob er für Deutschland spielt oder die Türkei. Man muss ihm die Zeit geben, sich zu entscheiden. Aber so wie er spielt, haben beide großes Interesse“, erklärte Baumgart auf der Pressekonferenz nach dem Remis gegen den BVB und sparte nicht mit weiterem Lob für den zu einem echten Leader aufgestiegenen Özcan, der in den 90 Minuten zuvor laut Baumgart nichts falsch gemacht habe.