Joachim Löw bleibt DFB-Bundestrainer

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Noch während der 90 Minuten von Sevilla dürfte jedem Verantwortlichen der deutschen Nationalmannschaft klar gewesen sein, dass nach der 0:6-Niederlage zum Abschluss der Nations League von Deutschland in Spanien ein Übergang zur Normalität nicht möglich sein würde.

Schließlich war die Kritik am in der Tat in allen Belangen desolaten Auftritt der DFB-Elf, die sich überdies scheinbar willenlos in ihr Schicksal fügte, schon vor dem Abpfiff harsch – nicht zuletzt in den Sozialen Netzwerken, in denen nicht nur, aber vor allem auch über Bundestrainer Joachim Löw diskutiert wurde.

Hummels und Co. weiter ein großes Thema

Die im März 2019 überraschend erfolgte Ausbootung der Weltmeister Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller, die derzeit allesamt zu den herausragenden Akteuren der Bundesliga zählen, wird Löw bei jedem Misserfolg vorgeworfen. Und mit Blick auf die desaströsen Defensivleistung, nach denen sich der Verdacht mangelnder Qualität nicht von der Hand weisen lässt, wird vor allem der Ruf nach Hummels als Abwehrchef im DFB-Trikot immer lauter.

Sowohl Löw als auch Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff waren nach Spielschluss in Sevilla indes nicht bereit, konkrete Diskussionen über Hummels und Co. zu führen. Auch die Verantwortlichen mussten das Gesehene erst einmal sacken lassen, ehe nach Informationen der “Bild“ nach der Rückkehr aus Sevilla am Mittwochmittag auf dem Flughafen München ein Krisengespräch unter Beteiligung von Löw und Bierhoff sowie Co-Trainer Marcus Sorg und DFB-Präsident Fritz Keller stattfand.

Dabei erhielt Löw laut “Bild“ das Vertrauen von Keller und Bierhoff ausgesprochen, nachdem sich der Nationalmannschaftsdirektor schon unmittelbar nach Spielschluss in Sevilla im Interview mit der “ARD“ sehr klar positioniert hatte: “Das Vertrauen in Jogi Löw ist vollkommen da, absolut. Daran ändert auch dieses Spiel nichts.“

Löw selbst zeigte sich einerseits selbstkritisch und sprach in Bezug auf die schwache Darbietung seiner Schützling Klartext, richtete andererseits aber auch den Blick direkt wieder nach vorne und präsentierte sich dabei kämpferisch: “Wir müssen die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Diese junge Mannschaft hat die Fähigkeit, sich so zu entwickeln, dass wir eine leistungsstarke, konkurrenzfähige Mannschaft haben, davon bin ich absolut überzeugt.“

Rückendeckung vom DFB-Präsidenten

DFB-Präsident Keller stützt Löw nach der Rückkehr in den heimischen Breisgau via “Kicker“ auch öffentlich und verteidigte dessen Kurs, auf die Routiniers Hummels, Müller und Boateng zu verzichten: “Wir haben uns bewusst entschieden, den Umbruch mit vielen neuen und jungen Spielern mit Perspektive zu vollziehen. Dieser Weg kann, wie man gestern gesehen hat, der steinigere sein und auch zu schmerzhaften Niederlagen führen“, so der 63-Jährige.

Er betonte auch, dass die Planungen des DFB längerfristiger Natur sind: “Auch wenn wir uns alle gewünscht haben, anders aus diesem schwierigen, bis dahin dennoch eigentlich erfolgreichen Länderspieljahr zu gehen, besteht unsere Herausforderung weiterhin darin, eine starke Mannschaft zu formen für die nächsten drei großen Turniere: die Europameisterschaft im kommenden Jahr, die WM 2022 und die EM im eigenen Land 2024.“

Trotz der höchsten Niederlage einer deutschen Nationalmannschaft seit 1931 gibt es somit intern keine Diskussionen um den in der Öffentlichkeit längst nicht mehr unkritisch gesehenen Bundestrainer. Dass Löw mit seiner Mannschaft nun erst im März wieder zusammenkommt, das 0:6-Debakel für die nächsten vier Monate somit immer der erste Gedanke an die DFB-Elf bleibt, ist derweil sicher alles andere als förderlich beim Bemühen, mit Blick auf die EM 2021 eine positive Stimmung zu erzeugen.

Bleibt abzuwarten, wie Löw die Situation meistert und wie sich Deutschland bei der EURO präsentiert. Gibt es dann eine ähnliche Enttäuschung wie mit dem Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft 2018, dürfte Löw kaum mehr zu halten sein.

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