Rücktritt von Italiens Verbandschef Carlo Tavecchio

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Auch eine Woche nach dem Aus in der WM-Qualifikation 2018 gegen Schweden steht der italienische Fußball noch unter Schock. Dass im Sommer die Fußball-WM 2018 zum ersten Mal seit 60 Jahren ohne die Squadra Azzurra stattfinden wird, ist noch immer für viele Tifosi kaum zu glauben, aber eben doch die Realität.

Deshalb hat natürlich parallel zur Trauer auch die Aufarbeitung des Desasters begonnen. Nachdem Trainer Gian Piero Ventura bereits vergangene Woche seinen Hut nehmen musste, hat nun auch der heftig kritisierte Verbandspräsident Carlo Tavecchio die Konsequenzen gezogen und seinen Rücktritt erklärt.

Der 74-Jährige, der noch in den Tagen zuvor versucht hatte, sämtliche Schuld auf Ventura abzuladen und sich reinzuwaschen, musste letztlich doch erkennen, dass sein Image und damit auch sein Posten nicht mehr zu retten waren.

Neuwahlen binnen 90 Tagen

Das System, die Politik und die Verwaltung hinter dem Sport kann nicht so fortfahren wie bisher. Es sind auch keine kleinen Reformen nötig, sondern im umfassenden Rahmen„, erklärte Tavecchio auf einer Pressekonferenz in Rom den Weg für einen kompletten Neuanfang auf allen Ebenen freimachen zu wollen.

Damit kam der seit 2014 amtierende Funktionär zugleich den vielen Forderungen aus der italienischen Welt des Fußballs, aber auch aus der Sportpolitik, die den Verbandschef nicht mehr als tragbar ansahen. Und das keineswegs nur wegen des sportlichen Misserfolges der Nationalmannschaft, sondern auch wegen diverser höchst umstrittener Äußerungen etwa in Richtung dunkelhäutiger Spieler oder Homosexueller.

Wer die Nachfolge Tavecchios antreten wird, ist im Moment völlig offen. Klar ist nur, dass gemäß den Statuten innerhalb von 90 Tagen Neuwahlen stattfinden müssen. 

Wer wird neuer Teamchef?

Bis zu den Neuwahlen wird sich vermutlich auch in der Trainerfrage nichts tun. Da die nächsten Pflichtspiele aufgrund der verpassten WM erst im September 2018 auf dem Programm stehen, besteht in dieser Hinsicht auch kein Zeitdruck.

Einen Nachfolger für Ventura zu finden, der für Aufbruchstimmung sorgt und allseits Anerkennung findet, dürfte freilich nicht einfach werden.

Mit Carlo Ancelotti, Antonio Conte und Massimilliano Allegri haben drei der prominentesten italienischen Trainer bereits abgesagt, während Claudio Ranieri, der zumindest grundsätzliches Interesse signalisierte, vertraglich an den FC Nantes gebunden ist.

Möglicherweise war aber gerade die Absage des Ende September beim FC Bayern München entlassenen Carlo Ancelotti noch nicht das letzte Wort. Der 58-Jährige, der direkt nach dem WM-Aus von den meisten Fans als Wunschkandidat genannt wurde, soll auch deshalb abgesagt haben, weil er mit der Besetzung der Verbandsspitze mit Tavecchio nicht einverstanden war.

Angesichts der nun bevorstehenden Änderungen könnte Ancelotti doch noch zum Thema werden und die Mission Neuaufbau in Angriff nehmen.

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