Robert Lewandowski, der polnische WM 2022 Star

Eigentlich ist es unvorstellbar: Robert Lewandowski wurde die bislang höchste individuelle Auszeichnung verwehrt, die es in seinem Sport gibt: Die Wahl zum Sieger des Ballon d’Or. 2020 hätte er sie wohl gewonnen, aber sie musste in ihrer eigentlichen Form aufgrund der Pandemie ausfallen. Auch in den beiden Folgejahren zeigte der Pole bärenstarke Leistungen und erzielte Tore am Fließband. Die Wähler entschieden sich dennoch für andere Spieler. FIFA-Weltfußballer wurde Lewandowski zuletzt zwei Mal in Folge (2020,2021).

Erfolge im Verein und starke persönliche Leistungen scheinen als Argumente für Lewandowski nicht zu reichen, wenn sein Arbeitgeber nicht auch gleich die Champions League gewinnt. Anderen Spielern helfen in solchen Momenten Erfolge mit dem Nationalteam. Diese waren Lewandowski im Polen Kader bislang verwehrt. Zu oft war er auf sich allein gestellt. Die Hoffnungen beruhen darauf, dass bei der WM 2022 in Katar alles anders werden könnte: Hier soll der Stürmer nicht den Alleinunterhalter geben, sondern der Anführer eines starken WM 2022 Teams sein, an dem sich seine Teamkollegen aufrichten und orientieren können – aber an denen er sich seinerseits ebenfalls ausrichten und hochziehen darf.

Aber kann Lewandowski die Polen tatsächlich auf diese Weise zum Erfolg führen? Anderthalb Jahre vor der WM war er bei der EM schließlich eben doch noch der Alleinunterhalter. Wagen wir einen Blick ins Detail auf Polens Vertreter in den WM 2022 Stars.

Robert Lewandowski im WM 2022 Star-Check

Die wichtigsten Infos🇵🇱 Robert Lewandowski
VereinFC Barcelona 🇪🇸
PositionSturm
Geburtsdatum21. August 1988
Größe1,85 m
Einsätze/Tore Nationalmannschaft134/76 (Stand: 15.11.2022)
Marktwert45 Mio. € (Stand: 15.11.2022)
Größter Erfolg mit NationalteamViertelfinale EM 2016

Lewandowski: der beste Mittelstürmer der Welt?

Eng verbunden mit den Erfolgen Polens und seinen Aussichten, doch noch einmal den Ballon d’Or zu gewinnen, ist für Lewandowski eine weitere Frage: Erhält er die Anerkennung, der beste Mittelstürmer der Welt zu sein? Sein Name wird zwar regelmäßig genannt, aber nur als einer unter vielen.

Und inzwischen wächst namhafte Konkurrenz heran: Spielern wie Erling Haaland und Kylian Mbappé gehört die Zukunft, aber sie werden schon jetzt oft auf Augenhöhe mit dem Polen gesehen. Die WM könnte für ihn deshalb auch noch einmal die Bühne sein, um seinen besonderen Status nicht nur über persönliche Auszeichnungen zu untermauern, sondern auch im allgemeinen Bewusstsein. Mit Polen trifft Lewandowski in WM 2022 Gruppe C auf Argentinien, Mexiko und Saudi Arabien.

Robert Lewandowski - My top goals

Die Vereinskarriere: erste Schritte in der Heimat

Lewandowski spielte in der Jugend ursprünglich für zwei kleine Vereine. Seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz unternahm er aber Partyzant Leszno, bevor er 1997 in die Hauptstadt zu Varsovia Warschau wechselte. Hier durchlief er alle Jugendmannschaften und weckte das Interesse von Legia Warschau. Der Verein verpflichtete ihn und parkte das Talent zuerst bei seinem Farmteam Delta Warschau, holte ihn dann aber in seine zweite Mannschaft.

Beinahe wäre hier aber bereits alles vorbei gewesen: Lewandowski verletzte sich schwer, konnte kaum spielen und sein Vertrag wurde deshalb nicht verlängert. Der Pole unternehmen einen neuen Anlauf in der dritten Liga bei Znicz Pruskow und erzielte in zwei Jahren in 59 Partien 36 Treffer. Legia Warschau liebäugelte deshalb mit einer Rückholaktion, aber befand den Spieler für physisch zu schwach. Lech Posen sah dies anders und nahm Lewandowski 2008 für 380.000 Euro Ablöse unter Vertrag. In seinen zwei Jahren für den Erstligisten trumpfte er ähnlich gut auf wie zuvor in den unteren Spielklassen: In 58 Pflichtspielen erzielte er 32 Tore.

Der Durchbruch bei Borussia Dortmund

2010 war deshalb die Zeit für Lewandowski reif, den Sprung in eine große Liga zu machen. Er schloss sich für 4,75 Millionen Euro Ablöse Borussia Dortmund an und trug dazu bei, dass Schwarz-Gelb eine der erfolgreichsten Episoden der eigenen Vereinsgeschichte erlebte. Zwei deutsche Meisterschaften, der Sieg im DFB-Pokal und die Teilnahme am Champions League-Finale 2013 sind die Zeugen dieser grandiosen Epoche.

Lewandowski gewinnt mit dem FC Bayern München alles

Schon am 4. Januar 2014 platzte allerdings die Bombe: Der Pole werde seinen am 30. Juni des Jahres auslaufenden Vertrag nicht verlängern, sondern sich stattdessen ablösefrei dem FC Bayern München anschließen, wurde überall verkündet. An der Säbener Straße gewann der Pole alles, was es auf Vereinsebene zu gewinnen gab.

2020 triumphierte er mit seiner Mannschaft nach unzähligen nationalen Titeln auch in der Champions League. In der folgenden Saison brach er mit 41 Bundesliga-Toren den bis dahin als für die Ewigkeit geltenden Rekord von Legende Gerd Müller von 40 Treffern in einer Spielzeit.

41 Tore zum Rekord: Alle Treffer von Robert Lewandowski!

Hat Lewandowski nachgelassen?

Trotzdem wurden schon in der Rekordsaison kritische Stimmen an Lewandowski lauter, die ein Jahr später nicht mehr zu überhören waren. Der Pole habe nachgelassen und treffe nicht in wichtigen Spielen, unkte manch einer. Die Bayern seien deshalb international relativ früh (Viertelfinale Champions League) gescheitert.

Die Zahlen gaben dies nicht her, aber die Vorwürfe gingen dem Angreifer im Frühjahr 2022 sichtbar an die Nerven. Mehrfach kokettierte er öffentlich mit einem Abschied von den Bayern. Im Sommer 2022 war es dann so weit. Nach längerem Hin und Her und zahlreichen Wortmeldungen aller beteiligten Seiten in den Medien, ließen die Bayern Lewandowski zum FC Barcelona ziehen. Von da an ging der Pole für die Katalanen auf Torjagd.

Was kann der Superstar für Polen leisten?

Für Polen spielt Lewandowski seit 2008. Der größte gemeinsame Erfolg war das Erreichen des Viertelfinales bei der EM 2016. Ansonsten war regelmäßig bereits in der Vorrunde Schluss. Am Angreifer, der sein Nationalteam seit einiger Zeit als Kapitän anführt, lag es aber nicht. Beispielsweise bei der EM 2021 erzielte er drei Tore für Polen und stieg dadurch zum alleinigen Rekordtorschützen seines Landes auf.

Die Polen dürfen sich deshalb bei der WM auf einen hervorragenden Lewandowski freuen, der alles geben wird, was in ihm steckt. Ob dies reicht, um beispielsweise die Gruppenphase zu überstehen, müssen seine Mitspieler beantworten.