Polen bei der EM 2016 – Kader & Analyse

Nach der Glanzzeit in den 70er-Jahren mit dem Gewinn des Olympischen Turniers 1972 und dem 3. Platz bei der WM 1974 befindet sich der Fußball in Polen in jüngerer Vergangenheit wieder auf einem guten Weg. Zwischen der WM 1986 und der WM 2002 vergingen 16 Jahre, in denen es Polen kein einziges Mal zur Endrunde eines großen Turnieres schaffte.

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Seitdem aber fehlte Polen nur noch bei der EM 2004 und der WM 2010. Allerdings war bei all diesen Turnierteilnahmen der jüngeren Vergangenheit stets nach der Vorrunde Schluss. Das soll diesmal anders werden und nicht zuletzt die starke Qualifikation und jede Menge individuelle Klasse im Kader nähren die Hoffnung auf mindestens das Achtelfinale bei der EM 2016 in Frankreich.

Informationen zum polnischen Fußballteam

Größte Erfolge: WM-Dritter 1974, 1982, Olympiasieger 1972
Rekordtorschütze: Wlodzimierz Lubanski (48 Tore)
Rekordspieler: Michal Zewlakow (102 Spiele)
Teuerster Spieler: Robert Lewandowski (75 Mio. €)
Spitzname: Bialo-Czerwoni (Die Weiß-Roten)
FIFA Weltrangliste27. Platz
Höchster Sieg: Polen – San Marino 10:0 (2009)
Höchste Niederlage: Dänemark – Polen 8:0 (1948)
EM Teilnahmen: 08, 12, 16 (3)

Endgültiger EM Kader von Polen

Tor: Artur Boruc (AFC Bournemouth), Lukasz Fabianski (Swansea City), Wojciech Szczesny (AS Roma)

Abwehr: Thiago Cionek (US Palermo), Kamil Glik (FC Torino), Artur Jedrzejczyk (Legia Warschau), Michal Pazdan (Legia Warschau), Lukasz Piszczek (Borussia Dortmund), Bartosz Salamon (Cagliari Calcio), Jakub Wawrzyniak (Lechia Gdansk)

Mittelfeld: Jakub Blaszczykowski (ACF Fiorentina), Kamil Grosicki (Stade Rennes), Tomasz Jodlowiec (Legia Warschau), Bartosz Kapustka (Cracovia Krakau), Grzegorz Krychowiak (FC Sevilla), Karol Linetty (Lech Posen), Krzysztof Maczynski (Wisla Krakau), Slawomir Peszko (Lechia Gdansk), Filip Starzynski (Zaglebie Lubin), Piotr Zielinski (FC Empoli)

Angriff: Robert Lewandowski (Bayern München), Arkadiusz Milik (Ajax Amsterdam), Mariusz Stepinski (Ruch Chorzow)

Polen Nationalteam
Wikimedia, Roger Gor (CC BY 3.0)

In der Weltrangliste der FIFA findet man Polen zwar erst auf Rang 27, doch die wahre Qualität hat die Mannschaft von Trainer Adam Nawalka während der EM-Qualifikation gezeigt, als unter anderem gegen Weltmeister Deutschland (2:0) der erste Sieg überhaupt gelang und auch im mit 1:3 verlorenen Rückspiel ein beachtlicher Auftritt hingelegt wurde. Letztlich musste Polen zwar Deutschland den Gruppensieg überlassen, doch andere starke Gegner wie Irland und Schottland wurden auf die Plätze verwiesen.

Nicht zuletzt Superstar Robert Lewandowski als aktuell vielleicht bester Mittelstürmer weltweit, der mit 13 Toren in zehn Spielen mit Abstand Torschützenkönig der gesamten Qualifikation wurde, lässt ganz Polen auf das erfolgreichste Turnier seit 34 Jahren hoffen. Damals stand bei der Weltmeisterschaft in Spanien am Ende der dritte Platz zu Buche.

Das EM Team von Polen in der Analyse

Tor

Polen verfügt über eine erfahrene Mannschaft, die auch einiges an individueller Qualität zu bieten hat. Das beginnt schon im Tor, wo mit Wojciech Szczesny (AS Rom), Lukasz Fabianski (Swansea City) und Artur Boruc (AFC Bournemouth) drei gestandene und international erfahrene Schlussleute zur Auswahl stehen. Das Rennen um die Nummer eins bei der EM 2016 entscheidet sich wohl zwischen Szczesny und Fabianski.

Abwehr

In der Innenverteidigung ist Kamil Glik (FC Turin) oft der Turm in der Schlacht. Als Nebenleute kommen der routinierte Michal Pazdan (Legia Warschau), Bartosz Salamon (Cagliari Calcio) sowie der eingebürgerte Brasilianer Thiago Cionek (FC Modena) in Frage. Während sich auf der rechten Abwehrseite mit Lukasz Piszczek (Borussia Dortmund) und Artur Jedrzejczyk (FK Krasnodar) zwei Akteure um den Stammplatz bewerben, sieht es links etwas dünner aus. Jedrzejczyk könnte dort spielen, doch vermutlich wird der bereits 32-jährige Jakub Wawrzyniak (Lechia Gdansk) erste Wahl sein. Gegen defensivere Gegner könnte aber auch der nominelle Offensivspieler Maciej Rybus (Terek Grozny, fällt aus) nach hinten rücken, der ansonsten als Alternative für das linke Mittelfeld gilt.

Mittelfeld

Im defensiven Mittelfeld führt kein Weg an Grzegorz Krychowiak (FC Sevilla) vorbei, der seine internationale Klasse unter anderem im gewonnen Finale der Europa League 2014/15 unter Beweis gestellt hat. Der Platz auf der Doppelsechs neben Krychowiak im 4-2-3-1 oder 4-4-2 ist derweil umkämpft. Tomasz Jodlowiec (Legia Warschau) und Krzysztof Maczynski (Wisla Krakau) sind zwei vergleichsweise routinierte Optionen, doch zuletzt spielte sich mehr und mehr der 20-jährige Karol Linetty (Lech Posen) in den Fokus. Im zentralen offensiven Mittelfeld kam während der Qualifikation meist der nominelle Angreifer Arkadiusz Milik (Ajax Amsterdam) in hängender Rolle zum Einsatz. Ist mehr Kreativität gefragt, hat Piotr Zielinski (FC Empoli) Chancen auf die Spielmacherposition.

Angriff

Robert Lewandowski
Wikimedia, Roger Gorączniak (CC BY 3.0)

Auf den offensiven Außenbahnen ist Jakub Blaszczykowski (AC Florenz), Fitness vorausgesetzt, eine feste Größe. Als Alternativen kommen Kamil Grosicki (Stade Rennes) und Slawomir Peszko (Lechia Gdansk) in Frage, die beide wie Rybus auch links spielen können. Sind alle Mann an Bord werden wohl Blaszczykowski und Grosicki die Flügelzange bilden. Vor der offensiven Dreierreihe ist Kapitän Lewandowski absolut gesetzt und soll auch bei der EM 2016 zum Erfolgsgaranten werden. Obwohl sich Milik gut entwickelt hat, wäre ein Ausfall Lewandowskis kaum zu kompensieren. Erster Nachrücker wäre dann Mariusz Stepinski (Ruch Chorzow), der international allerdings noch nicht so viel Erfahrung besitzt.

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Players to watch für den EM Kader von Polen

Polen verfügt hinter den Arrivierten über eine Reihe von Spielern mit großem Entwicklungspotential, denen auch der Sprung in die Anfangsformation bei der EM 2016 noch zuzutrauen ist. In der Defensive könnte Pawel Dawidowicz (SL Benfica) noch eine Rolle spielen, wobei der 21-Jährige nur bei Benfica B Spielpraxis sammelt. Im Mittelfeld sind Piotr Zielinski (FC Empoli) und vor allem der erst 18-jährige Bartosz Kapustka (Cracovia Krakau) heiße Aktien im polnischen Kader. An vorderster Front ist vor allem der junge Mariusz Stepinski (Ruch Chorzow) zu nennen. Der 21-Jährige, der erst im Sommer zurück nach Polen wechselte, hat bei seinem neuen Verein bei 15 Saisontoren erzielt und damit das Interesse von namhaften Klubs geweckt.

Chancen des EM Teams von Polen

Die polnische Mannschaft ist spielstark und verfügt über eine gute Mischung aus Häuptlingen und Indianern. Stellen sich alle Akteure in den Dienst der Mannschaft, was zu erwarten ist, und kommt das nötige Quäntchen Glück hinzu, könnte Polen zu einer Überraschungsmannschaft werden. Bei günstiger Auslosung scheint selbst das Halbfinale im Bereich des Möglichen, wobei dafür natürlich die zentrale Achse mit Glik, Krychowiak und Lewandowski Top-Form aufweisen muss.

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